Pressestimmen zu „Ruhig Blut“
„Manche dieser Gedichte lesen sich wie Erinnerungen an den Expressionismus („Die Buchstaben sind rot/ zum Mond/gesprungen“), viele lassen, schlicht gesagt, aufhorchen, etwa dann, wenn vom „hellen Kreischen des Granit“ unter dem Meißel der Bildhauerin die Rede ist oder im Gedicht „Vatergrab“ dieses Schlußbild entsteht: „Dein Grab bin ich/ und Würmer meine Worte“. Dazu gleich das Gegenstück: „Unser Haus ist verbarrikadiert/in Stille“ („Mutterhaus“). Wer so schreibt, ist in der Tat berechtigt, in ein, zwei Gedichten an Sylvia Plath zu erinnern, eine Dichterin, die auf so bedrückende Weise dem Leiden an der hermetischen Existenz des spätmodernen Menschen ihre Stimme geschenkt hatte.
Was spricht aus Müller-Wielands Gedichten? Die kategorische Aufforderung: Du sollst deine Art der Wahrnehmung ändern - etwa diese Szene in Lemberg vor Augen: „Gelbe Engel/ hängen/ von Lembergs Dächern/ es flattert ihr Atem es knattert/ die Luft/ wie früher/ flieht Flieder in alle Gassen“.
Diese Gedichte durchstreifen vieles an Welt, Rom, das Salzkammergut, Prag, immer wieder Prag, Neapel, die Bukowina, Südostasien, Kyoto „im Sushischlaraffenland“, um wo anzukommen? In Berlin. Wo auch sonst. An dieser Baustelle des 21. Jahrhunderts, dieser Stadt mit der vielleicht gewagtesten Zukunft in Europa, hier nimmt diese Lyrikerin Maß und fragt sich: „Was geht Preußen mich an/ das Lächeln/ in rechten Winkeln“ - und es gelingt dabei ein erstaunlicher Beitrag zur grassierenden Preußen-Diskussion: „Aus dem Wörterbuch/ für Könige/ rollt Kattes Kopf/ er rollt von Küstrin/ er rollt und rollt/ über Königsberg bis Plötzensee/ und zweimal um die Welt“.
Vielleicht muß man aus Schwanenstadt in Oberösterreich kommen, und ich meine das keineswegs ironisch, um schärfer zu erkennen, um das Wesentliche an Berlin Mitte und Umland im Juni Nulleins des neuen Jahrhunderts zu erkennen. Auch Undine begegnen wir in diesem Band, wie wir sie von Fouqué und Bachmann kennen und in diesem Gedicht neu begreifen lernen. Wir lesen:
„Was im Meer treibt/ sind Schuppen Flüche Tränen/ kleine Zurichtungen/ große/ Ungeheuer bin auch ich“.
Rüdiger Görner - Die Presse, Wien
„Unzweifelhaft akzentuieren diese Gedichte, daß es kein Haus, keine Heimat gibt, welche Schutz und Unterschlupf zu bieten vermögen gegen böse Engel und deren irdische Abgesandte. Tod und Verfall im Kerker des Seins: So körperlich, so unheimlich bedrängend Birgit Müller-Wieland die vanitas mundi aus dem trüben Licht einer „Nachtsonne“ schält, sucht diese unsentimentale Stimme zurzeit ihresgleichen“.
Christiane Zintzen - Neue Zürcher Zeitung
„Was die Gedichte von Müller-Wieland, die demnächst mit dem Priessnitz-Preis ausgezeichnet wird, vor allem auszeichnet, ist ihr Interesse an Konkretem. Trotz hoher subjektiver Aufladung verliert sie die Welt nie aus den kritischen Augen.(...) Ihre Stärke ist dieses Lapidare: Plötzlich steht irgendwo ein Stolperstein. Es kann als Gedicht über Silvester beginnen: „Mit weichen Händen begraben wir das Jahr“ - geht über das Ritual des Wünschens, um dann am Schluß überraschend, und ohne Ankündigung, bei einem anderen, noch offenen Grab zu enden- „Tote Väter sterben nie“. Gedichte, die so Haken schlagen, kann man ruhigen Blutes weiterempfehlen.
Karin Cerniy - www.literaturhaus.at
„Die Gratwanderung von „Ruhig Blut“ verdient Respekt: Red roses for a blue lady!“
Erich Klein - Falter Stadtzeitung, Wien
„Ihr Thema sind die vier Elemente und das Leben überhaupt, von der Geburt bis zum Tod. Und man fühlt sich an Bachmann erinnert, obwohl ein Vergleich sich gar nicht aufdrängt. Birgit Müller-Wieland ist absolut eigenständig. - Eine Entdeckungsreis auch für Zaghafte.“
Senta Kapoun - österreichische Bibliotheksnachrichten, Nr.4/2002
„Birgit Müller-Wieland legt ein starkes poetisches Debut vor; sie wechselt häufig die Form, so vermischt sich traditionelle Reim- und Silbenfolge mit feinen Wortklängen oder bunt gemischten Satzsalven“.
Rudolf Kraus - Anzeiger
„Auch in dieser Gattung hält die Autorin ihren eigenen Ton souverän durch und schafft es gleichzeitig, jedem Gedicht seine Einzigartigkeit zuzugestehen. Indem sie es wagt, mit den Formen zu spielen - vom strengen Reim- und Versmaß bis hin zu auf den ersten Blick völlig freier Struktur, entwickelt jedes Gedicht seine eigene Welt“.
NDR - Radio 3
„Subtile Klangfarben zeichnen die Gedichte aus“.
Tennengauer Nachrichten, Salzburg
„Die aus österreich stammende Birgit Müller-Wieland findet köstliche Heimatbilder - etwa für Salzburg: „Abends wird die Sonne an den Dom genagelt/es flackert im Flug/ der Hitlergott hinter der Stirn“.
Besonders in der „geografischen“, von Prag bis Vietnam schweifenden Abteilung begründet unterschwellige Empörung den Titel ihres ersten Gedichtbandes „Ruhig Blut“.
Der Tagesspiegel, Berlin
„Beeindruckend an Müller-Wielands Gedichten ist, daß ihnen weder schwülstige Emotionalität noch eine jede Artifizialität verschmähende Sprache eignet. Jenseits des alten Gegensatzes zwischen realistischer und hermetischer Schreibweise pflegt die Autorin einen Stil, der die äußerliche Beobachtung mit der Entfaltung einer subjektiven Gefühlswelt vereinbart. (...) Ihre Sache sind poetische Bilder, die - um es mit Adorno zu sagen - „weder an den Faltenwurf noch an den Stammtisch sich verraten, weder an die Brusttöne noch ans Schmatzen“. Dabei fand sie einen eigenen Ausdruck, der in der gegenwärtigen Lyrik kaum seinesgleichen hat. (...) Vielleicht das auffälligste Merkmal der meisten Gedichte ist jedoch ihre Sensibilität für die Brüchigkeit einer scheinbaren Idylle, für die mitunter bestürzende Gleichzeitigkeit von Glück und Unglück in einer medial zum Dorf geschrumpften Welt.“
Arnd Beise - www.literaturkritik.de
„Was diese Gedichte vor allem auszeichnet und eine ebenso unüberlesbare wie unaufdringliche Klammer bildet, ist die stete Anwesenheit der Welt, der Zeitgeschichte (...) Beeindruckend, wie es Birgit Müller-Wieland in drei vierzeiligen Strophen gelingt, Gesicht und Geschichte des Salzkammerguts einzufangen (....) - dem ist nichts hinzuzufügen, außer dem Rat, diese Gedichte zu lesen “.
salge - Vorarlberger Nachrichten
„Mutig und mit Schwung geht sie ihr klischeeumranktes Thema frontal an und wird für ihren Mut belohnt...Gedichte sind darin, wie Gedichte sein sollen: überraschend, kurz, prägnant, nachdenklich, witzig, rhythmisch, mit Punch, leise, aber auch und aus vollem Herzen da und dort laut....
Dieter Kiefer - Mittelland Zeitung
„Assoziationen, die zum Teil sehr schmerzlich treffen, dann wiederum wunderbar leuchten oder sanfte, zärtliche Bilder entstehen lassen. Dichtkunst zwischen Erschrecken und Heiterkeit“
Oberösterreichische Nachrichten
„Bemerkenswert an dem Band ist, wie die Autorin es schafft, das Eigentümliche und Besondere jedes Gedichtes nicht nur über den Inhalt, sondern auch über den Stil auszudrücken...Jedes Gedicht hat seine eigene Form und Ausdruckskraft.“
www.literature.de
„Müller-Wieland berichtet in einer expressiven, an großen Vorbildern geschulten und gleichzeitig eigenständigen Sprache von Privatem stets so, daß es nie nur privat klingt, und dabei gelingen ihr Sätze, die hängenbleiben....Ein Buch, das mit dem ersten Gedicht viel verspricht und es mit den folgenden Texten scheinbar spielend einlöst“.
Christoph Janacs - Literatur und Kritik
„Gewöhnliche Sprache kann das, was wir „Welt“ nennen, nur oberflächlich beschreiben. Wir brauchen die Poesie, um den Dingen auf den Grund zu gehen. Es sind dann bloß Schwingungen, die in Gedichten wahrgenommen werden. Einen schönen Versuch in diese Richtung unternahm die gebürtige Schwanenstädterin Birgit Müller-Wieland. (...) Und doch auch orgiastisches Dasein, stets im Zeichen der Vergänglichkeit. Immer wieder das Bild des Grabes, Vergangenes wird vernehmbar. Nachts steigen die Toten aus den Gräbern. Wir dürfen sie nicht stören. Die Toten flüstern, und sie könnten dies in der Sprache Müller-Wielands tun“.
pic - Oberösterreichische Nachrichten