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Onkelchen

Onkelchen
Am Beginn steht die Ermordung eines Schwans an einem Heiligen Abend in einer deutschen Stadt. Aber auch was dann erzählt wird, ist gezeichnet von den Spuren der Gewalt: die Geschichte einer Reise in den Norden des Irak um die Mitte der neunziger Jahre. Der, der sich zusammen mit einem Freund dorthin aufmacht, hat zuvor die Bekanntschaft eines älteren Mannes gemacht, den alle "Onkelchen" nennen und der von dort stammt und nun bei illegalen Flüchtlingen in Deutschland Unterschlupf gefunden hat. Seine neue Außenwelt bleibt ihm völlig fremd: er verstummt und behält so seine Geschichte für sich. Der versucht der Erzähler auf seiner Reise in das Land, das wiederum ihm völlig fremd bleibt, auf die Spur zu kommen: er erfährt davon wenig genug, dafür aber etwas über eine bizarr brutalisierte Gesellschaft und seine eigenen Grenzen des Verstehens.
Klappentext
Dieser Roman, so der Rezensent Niklas Bender, handelt von Entwurzelten. Doch während die Heimatlosigkeit der drei kurdischen Exilanten aus dem Irak - Rahman, Nina und das "Onkelchen", ein ehemaliger Lehrer, dessen Mund von der Folterern verstümmelt wurde - existenziell ist, handelt es sich bei dem Studenten Michael um einen Wohlstandsdrifter: offen für alles, weil ihn nichts hält, neugierig, weil ihm die Erfahrung fehlt. Michael will verstehen, doch das gelingt erst, als er während einer Fahrt in den Irak am eigenen Leib Gewalt erfährt. "Die harte Lehre: Verstehen ohne Erleben ist unmöglich, Erleben aber ist schmerzbeladen." Diese Echtheit des Erlebens und des Schmerzes ist es, was Bender an Fatahs Roman lobt. Dort, wo es anekdotisch zugeht, etwa im ersten Teil, als der Schauplatz Berlin ist, hat ihm das Buch nicht hundertprozentig zugesagt. Doch als es durch die karge Landschaft der kurdischen Berge geht, fühlt er die "echte Sorge, die Sherko Fatah zum Schreiben zwingt". Doch zum Glück: "Fatah ist zuerst Romancier, dann engagiert, und genau das lässt seine Texte schmerzhaft nahe kommen."
Rezension - Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 03.12.2004

Donnie

Donnie
Sherko Fatah, Aspekte-Preisträger, erzählt die Geschichte eines Fremdenlegionärs, der seinen Erinnerungen nicht entkommt. Eine Geschichte von Schuld und Liebe.
Sherko Fatah zu seinem Buch
Diese Erzählung nahm ihren Ausgang bei Gesprächen mit Veteranen der Fremdenlegion, von denen eines ausführlicher war. Dabei fiel mir etwas Gemeinsames in den von Schuldgefühlen weitgehend unbelasteten Schilderungen auf: Die Erinnerungen an Orte und Menschen waren eher schattenhaft, während bestimmte Situationen der Gefahr oder auch nur Bedrängnis in aller Deutlichkeit und mit überraschenden, manchmal unwichtig scheinenden Details aufbewahrt waren.

Im Grenzland

Im Grenzland
An der Grenze quer durch Kurdistan: Hügel in der Ferne, lehmfarben, und ein leerer Raubvogelhimmel darüber - das ist das Land, in dem sich der Schmuggler bewegt. Der Weg zu den begehrten Waren, Whisky, Zigaretten, vor allem aber Computer, führt durch ein Minenfeld. Langsam, behutsam legt er ihn zurück, untersucht jedes Grasbüschel ... In diesem Roman sind viele kleine Geschichten verwoben: Erzählungen vom Krieg in der Wüste, von den Menschen, die mit allen Mitteln versuchen, den Frieden zu überleben, von Willkür, Folter, aber auch von der Dehnung der Zeit, die wir mit diesem Teil der Welt assoziieren.
Klappentext
Fatahs Roman gehöre zu jenen Bücher, die man nach dem 11. September anders liest, berichtet Hans-Peter Kunisch, denn er spielt im irakischen Grenzland und greift in einer offensichtlich "archaisch-modernen" Sprache das Thema des islamischen Fundamentalismus auf. Der Sohn des Protagonisten, der im Roman nur als "der Schmuggler" firmiere, scheint hier das irakische Regime abzulehnen und die Lösung im Islam zu suchen. Aber über die Motive und Ziele dieses Islamismus erfährt man nach Kunisch dann doch nicht allzu viel - viel prägender war für ihn die atmosphärische Schilderung eines verlorenen und ausweglosen Grenzlandes. Die Erzählweise des Autoren, der in Berlin aufwuchs, erinnert ihn an Kafka. Und trotz mancher kompositorischer Schwächen schätzt Kunisch an ihm die "sichere" Sprache.
Rezensionen - Süddeutsche Zeitung vom 14.11.2001
Christina Zink hat beim Lesen "Grenzerfahrungen" gemacht. Sie ist fasziniert davon, wie die Erzählweise des Autors die Arbeitsmethode des Helden - ein Schmuggler - "adaptiert". Die mit "Wortminen" versetzte Textlandschaft rief eine "erschütternde Wirkung" in der Rezensentin hervor. Sie schreibt von einer "Sprengkraft", die den Leser zu einem Gefangenen des Erzählers mache. Sonderbare "Erregungszustände" wurden in ihr hervorgerufen, und höchste Konzentration beim Lesen ist nach Christina Zink erforderlich. Sie findet die detaillierten Schilderungen derart "gelungen", dass sich für sie die "Buchstaben in Bilder" verwandelten. "Glänzend" habe der Autor sein Ziel erreicht: es nämlich dem Leser schwer zu machen, aus der Buchwelt wieder in die Realität zu gelangen.
Rezensionen - Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 17.08.2001
Die Story spielt im Grenzland zwischen Türkei und Irak. Dass dieses Gebiet eine ausgesprochen tote Zone ist ("eine kalbende Kuh, ein abgerissenes Menschenbein") tut der Spannung der Geschichte offenbar keinen Abbruch. Im Gegenteil, die Spannung, so erklärt uns Wilfried F. Schoeller, lebt gerade von der Frage nach dem Durchkommen und überleben an diesem trostlosen Ort. Dass der Autor zudem mit enormer Bildkraft zu Werke geht, die Reise durchs Grenzland durch metaphorisch aufgeladenes Gebiet geht, durch eine Revier der Albträume, eine Wüste aus Angst und der eigenen Abgründe, erinnert den Rezensenten zum einen zwar an Camus' Fremden, geht ihm aber dann auf die Nerven, wenn der Autor es übertreibt. Kommt vor. "Aber dieser Erstling ist doch ein kleines Kunststück des vielgestaltigen Schreckens."
Rezensionen - Süddeutsche Zeitung vom 28.06.2001
Sherko Fatah hat eine Geschichte zu erzählen, für die es in der deutschen Literatur kaum Vergleiche gibt, findet Karl-Markus Gauß. Als Sohn eines kurdischen Vaters ist der Autor in der DDR geboren und 1975 in den Westen übergesiedelt. Den Kontakt zu seiner ursprünglichen Heimat hat er wohl nicht verloren, denn hier ist seine Romanhandlung angesiedelt. Bei dem Grenzland, das dem Roman seinen Namen gab, handelt es sich offensichtlich um das Dreiländereck von Iran, Irak und der Türkei, weiß der Rezensent, ohne dass dies explizit ausgesprochen wird. Fatahs Geschichte über einen Schmuggler ist weder Entwicklungsroman noch Charakterstudie, betont der Rezensent. Vielmehr gehe es dem Autor um die Beschreibung der Lebensumstände in dieser Krisenregion. Er veranschauliche eindrücklich die Abhängigkeit einer Region von Händlern und Schmugglern, wo die Wirtschaft durch den Krieg zusammengebrochen ist, erklärt Gauß. Fatah zeige unaufdringlich, was die Diktatur aus einem Land gemacht habe, nämlich "ein Land, in dem Händler sich mit Regierungsbeamten und Militärs zu einer Mafia zusammengeschlossen haben, die es in der Verelendung der Massen zu prächtigem Reichtum bringt". Der Rezensent moniert lediglich einige kompositorische Schwächen vor allem zu Romanbeginn.
Rezensionen - Die Zeit vom 22.03.2001
Literaturgruppe
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IMPRESSUM © 2009 SUSANNE HERGER
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